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Sonnenfinsternisse in Spanien – 2026, 2027 und 2028

Seit Jahren schon sind unsere Kollegen in den entlegensten Orten der Welt auf der Jagd nach der nächsten Sonnenfinsternis. Sehen Sie dazu z.B. unsere bisherigen Blog-Beiträge, teils auf AstroSolar.com:


In den nächsten Jahren müssen wir nicht so weit reisen, um eine totale Sonnenfinsternis zu sehen.

Bis 2028 gibt es gleich drei Chancen, um von Europa aus zu sehen, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt.

12. August 2026: Island & Spanien

Fast auf den Tag genau 27 Jahre nach der letzten von Deutschland aus sichtbaren Sonnenfinsternis streift der Mondschatten über den Westen Islands, bevor er einmal quer durch Spanien zieht.

In Island steht die Sonne hoch am Nachmittagshimmel. Kurz vor 18 Uhr Ortszeit wird sie vollständig bedeckt werden. Für Sonnenfinsternisfreunde ist Island aber nicht die erste Wahl: Die kleine Insel “aus Feuer und Eis” im Nordatlantik ist seit einigen Jahren ein Touristenhotspot, dementsprechend voll und teuer ist ein Urlaub dort in der Sommerzeit. Die isländische Fremdenverkehrsbehörde hat schon im letzten Jahr vor einem noch größeren Verkehrschaos als üblich gewarnt, das zur Sonnenfinsternis erwartet wird.

Island bietet gute Bedingungen – wenn Wetter, Geografie und Vulkanologie mitspielen. Alle Grafiken stammen aus dem Buch Sonne, Mond und Finsternisse von Alexander Kerste und wurden mit Stellarium erstellt.

 

Die Beobachtung wird zusätzlich durch die Geografie erschwert: Die Finsternis ist in den kaum erschlossenen Westfjorden, der Snæfellsness-Halbinsel und auf der Reykjanes-Halbinsel zu sehen. In den Westfjorden gibt es nur eine Handvoll Ortschaften, die Touristenströme haben die abgelegene Region noch nicht überrannt – dementsprechend anspruchsvoll sind die Schotterpisten, und Parkplätze sind Mangelware. Ganz anders auf der Reyklaneshalbinsel: Dort wohnen zwei Drittel aller Isländer, und zwischen der Hauptstadt und dem Flughafen gibt es zwei Landstraßen, die die Halbinsel entlang führen – die südliche führt durch Grindavik, das in den letzten Jahren immer wieder evakuiert wurde, da das örtliche Vulkansystem gerade wieder zu neuer Aktivität erwacht und mit der blauen Lagune auch eines der wichtigsten Kraftwerke Islands immer wieder von frischen Lavaströmen bedroht wird. Auch wenn Island durchaus eine Reise wert ist: Zur abenteuerlichen Suche nach einem Beobachtungsplatz kommt das unbeständige Wetter. Island ist eher für dramatischen Himmel und Sturm bekannt als für strahlend-blauen Himmel, auch wenn es bei der “Great American Eclipse” 2024 mehr Wetterglück hatte als die USA.

An der spanischen Nordatlantikküste steht die Sonne zur Totalität noch relativ hoch über Himmel…

Bessere Bedingungen findet man in Spanien, das im Hochsommer seit eh und je ein beliebtes Ziel für Sonnenanbeter ist. Leider geht die Sonne dort schon kurz nach der Totalität unter. An der Nordküste, bei Oviedo und A Coruña, steht sie zur Totalität immerhin noch zehn Grad über dem Horizont. Das ist hoch genug, dass die Atmosphäre auch bei der Fotografie mit langen Brennweiten noch nicht zu sehr stört – solange die Wolken über dem Atlantik nicht den Blick auf die untergehende Sonne versperren. Je weiter man Richtung Südosten geht, desto besser sind die Chancen für klaren Himmel – und desto niedriger steht die Sonne über den Bergen im spanischen Inland. Von der steilen Westküste von Mallorca aus steht sie zur Finsternis gegen 20:30 nur noch gut zwei Grad über dem Horizont, hier geht sie noch vor dem vierten Kontakt teilverfinstert unter. Gute Chancen auf wolkenfreie Sicht hat man im Inland, das natürlich viele kleine, schlechter ausgebaute Straßen hat und in der Nähe der bevölkerungsreichen Hauptstadt Madrid liegt. Ein Verkehrschaos ist vorprogrammiert.

… während sie über Mallorca schon fast untergeht.

Idealerweise finden Sie eine Unterkunft mit Westblick auf der Finsternislinie, aber seien Sie schnell: Die meisten Unterkünfte konzentrieren sich auf die Badestrände der Küste, und August ist ohnehin Hochsaison. Die meisten Vermieter dürften die Preise schon angepasst haben, wenn sie nicht ohnehin schon ausgebucht sind.

Da die Sonne über Spanien so niedrig steht, bieten sich interessante Fotokompositionen, bei denen die verfinsterte Sonne mit der Landschaft gleichzeitig zu sehen ist – ähnlich wie 2015 in Spitzbergen. Für lange Brennweiten und Detailaufnahmen der Korona dürfte die Luftunruhe dagegen ein Problem werden, und Fotografen müssen ihre Belichtungszeiten wahrscheinlich anpassen, während die Sonne sich dem Horizont nähert.

Eine interaktive Karte mit dem Finsternisverlauf finden Sie auf http://xjubier.free.fr/en/site_pages/solar_eclipses/TSE_2026_GoogleMapFull.html

2. August 2027: Spanien und Nordafrika

Wenn Sie nächstes Jahr Pech mit dem Wetter haben, keine Unterkunft mehr finden oder auf den Geschmack kommen und noch eine Finsternis sehen wollen: Am 2. August 2027 gibt es die nächste Chance, auch wenn hier nur die Südspitze Spaniens knapp gestreift wird. Am späten Vormittag steht die Sonne dann rund 40 Grad über dem Horizont – das ist nichts mehr für Kompositionen mit der Landschaft, aber schön für längere Brennweiten und einen guten Blick auf die Sonnenkorona. Malaga liegt gerade noch im Finsternisstreifen, die Südspitze Spaniens hat wenige Straßen und viele Touristen. Suchen Sie sich also auch hier möglichst früh einen Platz. Ceuta liegt tiefer im Finsternisstreifen, sodass Sie hier mehr von der Totalität haben – die spanische Enklave liegt aber schon in Nordafrika. Da liegt es nahe, gleich nach Marokko zu fahren, einem beliebten Ziel für Off-Road-Fans. Falls Sie das planen, sollten Sie möglichst nicht alleine reisen – unabhängig von der allgemeinen Sicherheitslage sollte man nie alleine in die Wüste fahren. Auf den Webseiten des Auswärtigen Amts finden Sie die aktuellen Reisehinweise.

In Ceuta steht die Sonne hoch am Himmel, aber noch nicht ganz so im Zenit wie in Ägypten

Die übrigen Länder Nordafrikas, von denen aus die Finsternis zu sehen sind, bieten sich aufgrund der politischen Lage und der Infrastruktur nicht für Individualreisende an. Besser wird es in Ägypten – achten Sie bei der Einreise aber auf die aktuellen Reisewarnungen und Einreisebestimmungen, nicht dass es mit großen Optiken oder Ferngläsern/Teleskopen Probleme bei der Einreise am Zoll gibt. Bei der Anzahl der Nilkreuzfahrten, die es ständig gibt, ist anzunehmen, dass einige ihren Fahrplan anpassen und Ausflüge anbieten – und dass findige Reiseunternehmer Kontingente im Voraus gebucht haben, bevor sie in den freien Handel gehen. Bei den sommerlichen Temperaturen und einer Finsternis, die fast im Zenit steht, dürfte die Beobachtung in dem Wüstenstaat durchaus klimatisch anspruchsvoll werden: Beobachter und Ausrüstung müssen mit der Sommerhitze klar kommen.

Eine interaktive Karte mit dem Finsternisverlauf finden Sie auf http://xjubier.free.fr/en/site_pages/solar_eclipses/TSE_2027_GoogleMapFull.html

26. Januar 2028: Spanien

Anfang 2028 gibt es in Südspanien noch einmal die Chance, eine Sonnenfinsternis kurz vor Sonnenuntergang zu sehen: Dann steht die verfinsterte Sonne nur noch rund fünf Grad über dem Horizont, erneut ist eine gute Horizontsicht wichtig. Das Besondere diesmal: Es gibt eine ringförmige Sonnenfinsternis, der Mond ist dann zu klein und zu weit weg von der Erde, um die Sonne vollständig zu bedecken. Der “Ring aus Feuer” ist immer noch so hell, dass Sie die ganze Zeit einen Sonnenfilter benötigen – es sei denn, der Horizontdunst dämpft das Licht doch ausreichend. Prinzipiell gilt hier aber das selbe wie während der partiellen Phasen: Nie ohne geeigneten Filter in die Sonne schauen!

Kurz vor Sonnenuntergang: Die Ringförmige Sonnenfinsternis im Januar 2027

Reisevorbereitungen

Noch hat die breite Öffentlichkeit nicht mit den Planungen für die nächsten Sonnenfinsternisse begonnen, und mit einem Jahr Vorlauf können Sie nicht nur einen guten Beobachtungsplatz suchen, sondern auch die Technik vorbereiten.

Spanien hat den großen Vorteil, dass es in der EU liegt – damit ist es nicht nur ein sicheres Reiseland mit vertrauten Gesetzen, sondern auch gut mit dem eigenen Auto zu erreichen – ideal, wenn Sie “schweres Geschütz” auffahren wollen, um die Sonnenfinsternis mit einem Teleskop zu beobachten.

sicherheitSehen Sie niemals direkt und ohne geeigneten Filter in die Sonne! Ansonsten riskieren Sie schwere Augenschäden bis hin zur Erblindung. Verwenden Sie immer einen zertifizierten Sonnenfilter vor dem Objektiv von Kamera oder Teleskop, bzw. verwenden Sie eine zertifizierte Sonnensichtbrille, wenn Sie mit dem bloßen Auge beobachten. Während der gesamten partiellen Phase – und auch während einer Ringförmigen Sonnenfinsternis – müssen Sie einen geeigneten Sonnenfilter verwenden, nur während der Totalität können Sie den Filter von Objektiven und Teleskopen entfernen bzw. mit bloßem Auge in die Sonne blicken.

 

Sicher beobachten

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Solar / Eclipse Viewer AstroSolar® Silver/Gold (verschiedene Designs / Mengen)

Wenn es Ihre erste totale Sonnenfinsternis ist: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, sondern genießen Sie sie! Dazu brauchen Sie nicht mehr als das bloße Auge und eine Solar / Eclipse Viewer AstroSolar® Silver/Gold (verschiedene Designs / Mengen) (verschiedene Versionen erhältlich) Sonnensichtbrille – diese “SoFi-Brille”, die viele noch von 1999 kennen werden, setzen Sie einfach wie eine Sonnenbrille auf. Sie filtert 99,999% des Sonnenlichts, und Sie können gefahrlos in die Sonne schauen, solange sie noch nicht vollständig verfinstert ist. Erst zur Totalität dürfen Sie sie abnehmen! Die Brillen bieten 100% Schutz vor UV und IR bieten. Gegen Reflexionen ist die Rückseite der Filterfolie schwarz. Wenn Sie Bedenken oder Fragen zur sicheren Beobachtung und Fotografie dieser Ereignisse haben, wenden sie sich bitte an Ihren autorisierten Baader Planetarium Händler oder an uns.

Planen Sie für einen Verein, eine Firma oder ein Reiseunternehmen?

Für große Stückzahlen bieten wir die Solar / Eclipse Viewer AstroSolar® Silver/Gold – CUSTOM Design auch mit individuellem Druck an.

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AstroSolar® Safety Folie 5.0 (ECO-size, 20×29, 100×50, 117x117cm)

Wenn Sie mit einem Fernglas oder Teleskop mehr sehen wollen, können Sie aus AstroSolar® Safety Folie 5.0 (ECO-size, 20×29, 100×50, 117x117cm) (verschiedene Versionen erhältlich) und Karton leicht ein paar Objektivfilter selbst bauen, oder Sie verwenden fertige ASBF: AstroSolar Binokular Filter OD 5.0 (50mm – 100mm) (verschiedene Versionen erhältlich) oder ASSF: AstroSolar Spektiv Filter OD 5.0 (50mm – 150mm) (verschiedene Versionen erhältlich) , die auf die Objektive gesteckt werden und zusätzlich mit Klett gesichert werden.

Eine interessante Alternative sind die Celestron EclipSmart Ferngläser, bei denen die Sonnenfilter gleich von Werk aus fest verbaut sind.

Verwenden Sie möglichst ein ausreichend hohes Stativ um entspannt zu beobachten: Durch den Sonnenfilter sehen Sie nur schwarz, bis Sie die Sonne im Bild haben. Die Orientierung am Himmel ist also nicht ganz einfach. Mit einem Stativ können Sie wesentlich entspannter beobachten und haben auch die Hände frei, um Ihre Augen gegen Streulicht zu schützen. Zehnfache Vergrößerung ist auch etwa die Grenze, bis zu der man ein Fernglas freihändig halten kann.

Baader 2″ Cool-Ceramic Safety Herschelprisma (Visuell / Fotografisch)

Für das beste Bild greifen Sie zu dem temperaturkompensierten ASTF: AstroSolar Teleskop Filter OD 5.0 (80mm – 280mm) (verschiedene Versionen erhältlich); Besitzer von Linsenteleskopen können alternativ auch einen Safety Herschelprisma (Visuell / Fotografisch) (verschiedene Versionen erhältlich) verwenden.

Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm)

Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm)

Auf der Sonne wiederum wird bei höherer Vergrößerung neben den Sonnenflecken auch die Granulation sichtbar: Ein Netz aus unzähligen über 1000 km großen Gasblasen, die aus dem kochenden Inneren der Sonne aufsteigen, so ähnlich wie in einem Topf mit kochendem Wasser. Noch deutlicher wird sie mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm) (verschiedene Versionen erhältlich) zusätzlich zu dem AstroSolar Filter; er hebt den Kontrast noch einmal an.

Fotografie

Baader AstroSolar Foto Folie OD 3.8 - 20 x 30 cm

AstroSolar® Foto Folie OD 3.8

Auch vor ein Teleobjektiv können Sie einen Sonnenfilter setzen, dabei gelten die selben Sicherheitshinweise wie für die Beobachtung mit dem bloßen Auge oder durch ein Fernglas/Teleskop. Solange Sie die gesamte Sonne fotografieren, können Sie die gleiche Folie verwenden wie für die visuelle Beobachtung (also Filterfaktor OD 5.0). Die lichtdurchlässigere
AstroSolar® Foto Folie OD 3.8 (verschiedene Versionen erhältlich) ist nur für den Fall gedacht, dass Sie mit langen Brennweiten (in der Regel mit Okularprojektion oder einer Barlowlinse) und einem Videomodul Details auf der Sonne fotografieren wollen (lesen Sie dazu auch die FAQ Ich möchte die Sonne fotografieren. Brauche ich AstroSolar® 5.0 oder 3.8 Folie?).

Verwenden Sie den manuellen Modus, eine niedrige ISO und kurze Belichtungszeiten, dazu eine mittlere Blende (rund f/8), dann bilden die meisten Objektive am schärfsten ab – bei kleinerer Blende (f/16, f/32) steigen die Belichtungszeiten nur unnötig, und die Bildschärfe ist nicht mehr optimal; bei Offenblende (f/1,8, f/3,5 o.ä.) arbeitet das Objektiv ebenfalls nicht bei bestmöglicher Schärfe. Ein Stativ ist bei diesen Brennweiten Pflicht, ein Fernauslöser (oder der Selbstauslöser) sind sehr zu empfehlen.

Nehmen Sie eine Belichtungsreihe auf und machen Sie im Vorfeld ein paar Probeaufnahmen, dann können Sie auch sehen, wann das Objektiv am schärfsten ist und welche Belichtungszeiten am besten funktionieren – diese Werte können Sie dann auch während der Finsternis direkt einsetzen.
Mit etwas Glück funktioniert auch der Autofokus; die besten Chancen haben Sie, wenn Sie den Fokusbereich manuell setzen können. Ab 200-300mm Brennweite wird die Sonne groß genug abgebildet, dass es interessant wird.

An Teleskopen mit 1-2m Brennweite passt die Sonne am besten auf den Sensor; dafür sollten Sie aber frühzeitig mit der Vorbereitung beginnen. Viele Informationen rund um die Sonnenbeobachtung finden Sie auf www.astrosolar.com/de/informationen und in diesem Video:

 


Für die Vorbereitung seien noch zwei Bücher empfohlen:

    • Sonne Mond und Finsternisse von Alexander Kerste ist über Amazon erhältlich. Dass Buch beschäftigt sich nicht nur mit diesen drei Sonnenfinsternissen, sondern bietet auch eine umfangreiche Einführung in die Beobachtung der beiden Hauptakteure Sonne und Mond. Hier finden Sie alles, was Sie zu Theorie, Technik und Praxis rund um das Thema wissen müssen. Auch dir Grafiken zum Finsternisverlauf in diesem Beitrag stammen aus diesem Buch.

    • Der Sonnenfinsternis Guide Spanien von Jan Hattenbach und Daniela Pujado Lizama konzentriert sich auf Spanien und bietet gute Infos zur Suche nach einem Beobachtungsplatz sowie zur Beobachtung und Fotografie von Sonnenfinsternissen.

Veröffentlicht in AstroSolar.com News.

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