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Sonnenbeobachtung im Licht der roten H-alpha Wasserstofflinie

Betrachtet man die Sonne durch ein Spezialfilter im H-alpha Licht, beobachtet man die sogenannte Chromosphäre der Sonne. Sie ist ist eine sehr heisse Gasschicht, die vom Sonnenmittelpunkt gesehen, über der Photosphärenschicht liegt. Die Chromosphäre ist räumlich Betrachtet extrem dünn und ihre Lichtintensität ist etwa eine Million mal schwächer als die der Photosphäre. Deshalb braucht man zu ihrer Beobachtung spezielle Filter, die nur das rote Licht bei einer Wasserstofflinie von exakt 656,3 Nanometer passieren lassen. Ein Beobachter, der zum ersten mal die Chromosphäre der Sonne beobachtet, hat das Gefühl zu sehen”, dass die Sonne ein brodelndes Inferno heisser Gase ist. Das auffälligste sind die Protuberanzen am Sonnenrand, gewaltige tiefrote Gasfackeln aus Wasserstoffgas, aus aktiven Sonnengebieten mit mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde ins All geschleudert. Sie, lieber Leser, haben unsere Sonne immer für einen friedlichen, ja langweiligen Stern gehalten? Sie werden ihre Meinung ändern, wenn sie zum ersten mal beobachten, wie sich eine Riesenprotuberanz über den Sonnenrand erhebt oder Sie direkt sehen, wie ein Sonnenflare das Gas der Chromosphäre aufheizt. Auf der Sonnenoberfläche sieht man diese Protuberanzen als graue bis schwarze Bänder in der Draufsicht gegen die – im H-alpha Licht – rote Sonnenkugel; in der Fachsprache nennt man sie Filamente. Ebenfalls sichtbar sind Sonnenflecken, allerdings weit weniger auffällig als im weißlicht.

Chromosphäre der Sonne

Die Chromosphäre der Sonne. Foto am 27.5.1988: © 2001, W. Paech

 

Deutlich auffälliger, und auch in Sonnenmitte sichtbar, sind die chromosphärischen Fackelgebiete in aktiven Sonnenregionen. Zu Zeiten starker Sonnenaktivität kann man mindestens einmal pro Tag einen Sonnenflare beobachten. Auf der Sonnenscheibe selbst sieht man die chromosphärische Granulation und beim Einsatz grösserer Teleskope kann man am Rand die sogenannten Spikulen beobachten. Spikulen sehen aus wie Miniaturprotuberanzen, sie sind in der gesamten Chromosphäre ziemlich gleichmässig verteilt. Bei starken Vergrösserungen wirken sie wie eine “züngelnde Flammenwand”. Die Betrachtung der Sonne im H-alpha Licht ist ein faszinierendes Beobachtungsgebiet für den Amateur. Die Zeiträume, in der starke Veränderung der einzelnen Details sichtbar werden, sind kurz. Selbst gewaltige Veränderungen, wie das Auftreten eines Flares oder das Hervorschiessen einer riesigen Protuberanz mit mehreren Hunderttausend Kilometern Höhe, geschieht innerhalb von Minuten bis hin zu einigen, wenigen Stunden.

Für weitere Informationen zur H-alpha Fotografie lesen Sie bitte die Beiträge Allgemeines zur H-alpha Fotografie sowie Hochaufgelöste Detailaufnahmen im H-alpha Bereich.

© 2015 (überarbeitet): Wolfgang Paech in Zusammenarbeit mit H.Hilbrecht, C.-H. Jahn und P. Völker

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